Andrej Mäusli, Daphné Sägesser
Happy
Ich fühle mich frei, habe keinerlei Sorgen,
Warum auch, denken kann ich übermorgen!
Ich liege am Strand und die Sonne scheint,
Sie geht schon unter, but I don’t mind!
Die Seevögel kreisen anmutig in der Luft
Sie kommen direkt von der dunklen Gruft.
Dort ragt dieses schwarze Ungetüm
Es trägt wahrlich ein grusliges Monsterkostüm.
Eckig, steinhässlich und uneingenommen
So richtig alt und heruntergekommen.
Vor ihm ruhen dutzende Seelen
Aber das hat keinerlei Parallelen
Zu dem schönen, dem aufmunternden Strandstreifen
Und wie dort die Vögel so schön pfeifen!
Ach, ich sorge mich schon wieder,
Singe schon wieder Klagelieder!
Ich sollte mich freuen,
Aufhören zu bereuen.
Es gibt so viele schöne Dinge,
Zum Beispiel, wenn ich singe oder: Verlobungsringe!
Gelb ist eine so starke und fröhliche Kolorierung,
Sie steht für Intellekt und führt mich nicht in Isolierung.
Fröhlich und froh, so scheint es mir,
Ich hoffe es endet nie, bleibt für immer hier.

 

(Bild Nr. 50 "Für B.)

Marina Ruf
Symmetrie
Hast du dich noch nie gefragt, ob das Bild, das von dir auf den Spiegel fällt, nur eine Reflexion ist
oder eine ganz neue Welt?
Die Symmetrie ist fest in unserer Psyche verankert, wie ein gestrandetes Schiff.
Aber doch bleibt sie im Unscheinbaren, denn wir wollen sie nicht wahrhaben.
Wir glauben wir seien einzigartig, unverwechselbar und alle komplett unterschiedlich.
Aber doch ist die Symmetrie unverzichtlich.
Allein unser Erscheinungsbild reicht zur Erklärung der Symmetrie.
Der uns gegebene Körper ist dafür das perfekte Beispiel.
Man braucht nur die Hälfte deines Körpers zu spiegeln und man würde dich noch immer erkennen.
Tief in uns drin ist der Drang, sich anderen anzupassen, eins zu werden.
Wir laufen nebeneinander, die Schritte fast zeitgleich, wie Zwillinge, kaum zu fassen.
Strassen, Autos, Gesichter oder Räume, egal wohin du auch siehst, da sind nicht nur Bäume.
Die Symmetrie ist immer da, doch es muss dir erst einmal werden klar!
Sobald du beginnst das zu verstehen, wirst du feststellen, dass du dein gesamtes Leben und alles,
was dir darin begegnet, durch einen Spiegel betrachtest.
Oder wirst DU durch den Spiegel betrachtet?

(Bild Nr. 42-43 "Vogelstich")

Chiara Cimma
Endlichkeit
Der Mensch aufgebaut so komplex,
überall finden die Forscher neue Ecks.
Aus unzähligen Muskeln, mit abertausenden Zellen;
wir brauchen sie in allen Fällen.
Im Biologieunterricht war ich erstaunt,
sind wir wirklich aus all dem aufgebaut?
Doch unser Körper ist nicht für die Unendlichkeit geschaffen,
kann kaum die 100 Jahre Marke schaffen.
Unser Anfang hat ein Ende,
das zwingt uns oft in Angstzustände.
Wenn wir unser Leben von Weitem betrachten,
ist es so unscheinbar fast kaum zu beachten.
Wir sind ein kleiner Punkt in der Geschichte,
gehen unter in der grossen Dichte.
Jeder ein Mensch wie du und ich.
Alle denken, sie seien aussergewöhnlich.
Unser Leben soll möglichst erfolgreich sein,
damit wir nicht mehr niemand zu sein schein.
Wir wollen die Welt bewegen,
der Beste sein auf unseren Lebenswegen.
Eine neue Entdeckung machen,
damit wir Anerkennung bekommen im Millionenfachen.
Wir denken Anerkennung bringt uns zum Glück
und arbeiten immer mehr bis ins Unglück.
Aber letztlich sind wir nur endlich.
Irgendwann vergessen, übermalt von einem neuen Anstrich,
einem Menschen der ebenfalls denkt, Ruhm bringe ihm Glück,
aber er ist im Lebensbuch auch nur ein winziger Strich.

(Bild Nr. 42-43 "Vogelstich")

 

 

Shania Ramel
Tausend Gesichter
Es gibt tausend verschiedene Gesichter auf dieser Welt, keines ist gleich wie ein anderes.
Jedes ist auf seine Weise einzigartig. Jedes erzählt eine andere Geschichte. Es lässt sich so
viel aus einem Gesicht interpretieren. Zum Beispiel sieht man es einer Person an, wenn sie
glücklich ist oder wenn sie etwas bedrückt. Dennoch verrät es uns so wenig über einen Menschen.
Man sieht jeden Tag x-verschiedene Gesichter, welche wir auch schon längst wieder vergessen
haben am Abend. Überlegen Sie doch mal, können Sie sich noch an das Gesicht
des Fremden, dem Sie heute Morgen über den Weg gelaufen sind, erinnern? Nicht wirklich,
oder? Vielleicht erinnern Sie sich noch an seine Kleidung, aber an die genauen Gesichtszüge
nicht. In der Menge fallen Gesichter nicht besonders auf, ausser sie haben etwas Aussergewöhnliches
an sich. Auch wenn man jemandem direkt ins Gesicht sieht, hat man es nach
wenigen Sekunden wieder vergessen.
Auf den ersten Blick nimmt man die Gesichter auf dem Bild gar nicht wahr. Erst beim zweiten
Mal hinschauen, sieht man nach und nach die vielen Gesichter. Es stechen einem immer
mehr ins Auge. Ich selbst sehe nun 19 Gesichter, vielleicht habe ich auch noch eines übersehen.
Dennoch, keines gleicht dem anderen. Ich frage mich, wie man solche Gesichter mit
einer Nähmaschine stechen kann. Das ist doch bestimmt sehr mühsam, vor allem, wenn
man wie ich überhaupt nicht mit einer Nähmaschine umgehen kann.
Die senkrechten Nähte nimmt man zwar wahr, aber schenkt ihnen keine grosse Beachtung.
Aber wieso eigentlich nicht? Weil sie nicht so spannend sind wie die anderen Nähte auf dem
Bild? Weil sie langweilig sind und monoton? Ich weiss es auch nicht. Aber sie sind eigentlich
das wichtigste an diesem Werk, denn sie sind die Nähte, die alles zusammenhalten.
Die meisten Fratzen auf dem Bild wirken glücklich und unbeschwert. Doch ob sie das auch
wirklich sind, bleibt ein Geheimnis.

(Bild Nr. 54 "Wer bist du?")

Céline Stalder
Uneinsicht
Die Nase stört dich seit klein auf,
aber sticht sie überhaupt heraus?
Deine Haare schon grau und spröde,
das ist menschlich, doch nicht öde!?
Beim Lachen sieht man deine Falten,
ist das eine Beleidigung für das Altern?
Deine Figur nicht in perfekter Form,
Doch welche Form entspricht der Norm?
Die Stimme nicht geeignet zum Singen,
lass sie doch einfach klingen.
Dein Style nicht auf dem neusten Stand,
immerhin praktisch und von eigener Hand.
Dein ICH entspricht nicht deiner Vorstellung,
aber es ist alles eine Frage deiner Einstellung.
Ändere nicht dich, nur die Sicht auf die Dinge,
dann entdeckst du dein klingendes Gesinge,
deine Nase wird auf einmal optimal,
ein eigener Ton, nur ein Hauch nasal,
das Haar schwingt beim Tanzen durch die Luft,
ach, was ein herrlicher Duft!
Um Gottes willen, wie bin ich froh,
so zu sein wie ich bin, denn das Innere
ist das, was zählt ob du willst oder nicht,
akzeptiere es und lass sie,
diese Uneinsicht.

(Bild Nr. 54 "Wer bist du?")

Myrjam Glaus
Pfützen
Auf den ersten Blick nur einfache Flecken,
die irgendwie das ganze Bild bedecken.
Wie ein gelbes Tauchseeboot,
oder doch eher ein verirrter Waldgänger in Not?
Doch auf einmal E’s, C’s und mit viel Fantasie vielleicht sogar B’s?!
Das ist ja fast wie bei einer Buchstabensuppe,
dabei ist das ja eigentlich ziemlich schnuppe.
Sternschnuppe, Glanz, Wasser, eine Pfütze, ja, das gefällt mir,
Pfützen in denen ich mich so leicht verlier’.
Verloren habe als Kind bei einem Spaziergang,
wie oft blieb ich davor stehen, gehen, stundenlang.
Dieser naive Glaube, ich könne es schaffen über sie zu springen,
ich könne alles schaffen, alles. Langsam beginnt dies zu verklingen.
Die Freude, wenn sie in der Sonne in allen Farben glitzert,
in Gelb, Grün und Blau, wie bei diesen bunten Farbspritzern.
Die Wut, wenn ich eine übersehe
und wie beim Orientierungslauf nun ganz am falschen Ort stehe.
Die Karte im Wald verkehrt herum,
Pfützen sind nicht eingezeichnet, aber warum?
In einer Pfütze gibt es so viel zu entdecken,
und doch sind es auf den ersten Blick nur einfache Flecken.

(Bild Nr. 81 "Waldkarte")

 

Nicola Galizzi
Die Reise
Der Wind weht, die Karte flattert, die Blätter rauschen
Im Hintergrund da ist die Dunkelheit am Lauschen
Neblig, unklar und mysteriös ist es hier
Ganz alleine, ohne Freunde, niemand bei mir
Trotzdem fahre ich fort, mich auf den Nebenwegen fortzubewegen
Nicht in die Ferne zu schauen, den Blick hinfort vom Dunkeln,
So sollte er sich richten auf das weiss-gelbe Funkeln
Schwierig ist es, denn die Dunkelheit ist gross
Oh trete herein, du Herrlichkeit von Uranos!
Bis dahin leitet mich hoffentlich die Karte
Von nun an ist sie meine Standarte
Langsam, mit Vorsicht laufe ich weiter
Überquere die steinigen Lebensleiter
Auf den runden Wegen bewege ich mich nun fort
Bald am Ziel angekommen, am bestimmten Ort
Die Reise neigt sich dem Ende zu
Aber wofür mach’ ich das und wozu?
Bald bin ich weg und lass euch in Ruh’
Auf und davon, ganz im Nu

 

 

(Bild Nr. 81 "Waldkarte")